30.04.2020
Nürnberg. Schutzmaßnahmen erhöhen, OP-Programme umplanen, fachfremde Kollegen fortbilden und auf der Intensivstation Covid-19-Patienten versorgen: Für viele deutsche Anästhesisten waren die vergangenen Wochen die anstrengendsten aller Zeiten: „Noch nie sind die Kollegen und die Systeme so strapaziert worden“, bestätigt Professor Dr. Alexander Schleppers, Hauptgeschäftsführer des „Berufsverbandes Deutscher Anästhesisten“ (BDA) und der „Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin“ (DGAI).
Zahlreiche Aufgaben innerhalb weniger Tage bewältigt
Aus zahlreichen Gesprächen, Telefonaten und Videokonferenzen weiß Schleppers, dass viele Anästhesie-Abteilungen im März und April bis an den Rand des Machbaren gefordert wurden: Für Covid-19-Patienten zusätzliche Räume einrichten, Intensivplätze aufbauen, Beatmungsgeräte organisieren, Schutzausrüstung bereitlegen und Dienstpläne umgestalten und Schulungskonzepte umsetzen: Oft mussten all diese Aufgaben innerhalb weniger Tage bewältigt werden - bei ohnehin schon umfangreichen OP-Plänen und knapper Personaldecke: „Die erste Etappe ist geschafft“, sagt Schleppers. Jetzt könne man nur hoffen, dass die Zahl der Covid-19-Intensivpatienten in den Krankenhäusern auf einem stabil niedrigen Niveau bleibe und sich draußen alle Menschen an die Schutzmaßnahmen und die Masken-Pflicht hielten.
Besondere Talente der Anästhesisten
Bei der Bewältigung der Herausforderungen sind in den vergangenen Wochen die besonderen Talente der Anästhesisten wieder einmal zum Vorschein gekommen. Sie gelten als gut vorbereitet auf Notfallsituationen, als ausgezeichnet vernetzt innerhalb und außerhalbder Krankenhäuser und als hoch belastbar in Stresssituationen: „Diese Eigenschaften haben uns sehr geholfen“, schildert Schleppers seinen Eindruck. Trotz allem seien die Kollegen immer ansprechbar und hilfsbereit gewesen.
Interviews in großen Zeitungen und Programmen
Währenddessen zeigten Öffentlichkeit und Medien großes Interesse an den Entwicklungen und der Arbeit der Anästhesisten: In Interviews mit „Focus“, „Frankfurter Allgemeiner Zeitung“, „Deutschlandfunk“, „Ärztezeitung“ und anderen namhaften Zeitungen und Sendern erläuterten die Anästhesisten die intensivmedizinischen Abläufe und Zahlen. Unter anderem war es gelungen, die Zahl der Intensivbetten bundesweit in kurzer Zeit von 28.000 auf mehr als 40.000 zu steigern, inklusive mehr als 30.000 Beatmungsplätzen.
Auf Kritik geantwortet
In den Medienbeiträgen gelang es außerdem, die Kritik einzelner Ärzte mit wenig Intensiverfahrung an der Beatmungstherapie für Covid-19-Patienten zu entkräften: „Diese Kritik war meistens unnötig und hat für Verunsicherung gesorgt, vor allem auch unter den Patienten“, sagt Professor Schleppers. Er hoffe, dass nun wieder mehr Wert gelegt werde auf „abgestimmte Fachmeinung“ statt auf „unreflektierte Zwischenrufe“. Immer wieder wurden im Hintergrund auch Gespräche mit Politikern und Regierungen geführt, um die Lage einzuschätzen und weitere Schritte planen zu können: Was wird benötigt? Reichen Material und Geräte aus? Was ist in den kommenden Wochen zu erwarten?
Die Corona-Krise wird auch die Anästhesisten weiter durch das Jahr begleiten. Erweiterte Kapazitäten zur Beatmung auf den Intensivstationen können vielleicht etwas angepasst, aber müssen grundsätzlich weiter bereitgehalten werden. Gleichzeitig wird das Wieder-Hochfahren der elektiven Operationen neue Herausforderungen mit sich bringen. BDA/DGAI-Hauptgeschäftsführer Schleppers betont: „Wir stehen weiterhin mit unserem ganzen Fachwissen und ganzer Kraft zur Verfügung, so wie es notwendig ist!“
Kontaktdaten:
"Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin" (DGAI) /
"Berufsverband Deutscher Anästhesisten" (BDA)
Roritzerstraße 27
90419 Nürnberg
Telefon: 0171 / 837 873 8
E-Mail:
Internet:
www.dgai.de
www.bda.de