Nürnberg. Der Berufsverband Deutscher Anästhesistinnen und Anästhesisten e.V. (BDA) und die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. (DGAI) begrüßen die von der Regierungskommission gemachten Vorschläge zum Qualitäts-, Struktur- und Prozessmanagement der Rettungsdienste und zur Stärkung der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung im Bereich der Notfallmaßnahmen. Auf beiden Gebieten haben DGAI und BDA bereits seit vielen Jahren Pionierarbeit geleistet (z.B. Laienreanimation und Deutsches Reanimationsregister) und stellen ihre daraus resultierende Expertise gerne unterstützend zur Verfügung. Gleichzeitig sehen sie in den Empfehlungen zur Substitution ärztlicher Einsätze in der außerklinischen Notfallmedizin durch nichtärztliches Personal und die damit faktisch verbundene Abschaffung von Notärztinnen und Notärzten eine ganz erhebliche Gefahr für die Qualität der Notfallversorgung der Bevölkerung.
Die notfallmedizinische Versorgung erfolgt in Deutschland - auch im internationalen Vergleich - auf einem äußerst hohen Niveau. Diese Qualität der Versorgung beruht zu einem erheblichen Anteil auf dem Einsatz von Notärztinnen und Notärzten, insbesondere aus dem Bereich der Anästhesiologie. Diese besitzen nicht nur durch ihr sechsjähriges Studium der Humanmedizin, sondern auch durch ihre mindestens zweijährige klinische Tätigkeit, u. a. in der Intensivmedizin, eine breite und fundierte medizinische Ausbildung, die sie für eine notfallmedizinische Tätigkeit in ganz besonderer Weise qualifiziert.
Im klinischen Einsatz gewährleisten diese Ärztinnen und Ärzte jeden Tag eine qualitativ hochwertige und sichere Behandlung der Patientinnen und Patienten – gerade auch in kritischen Situationen im Notarztdienst. Sie sind geschult und erfahren in der Anwendung vielfältiger Techniken, die insbesondere in Notfallsituationen unabdingbar beherrscht werden müssen.
Die Regierungskommission empfiehlt nun, dieses System zu Gunsten einer Notfallversorgung durch nichtärztliches Personal nahezu vollständig aufzugeben. Notärztinnen und Notärzte sollen dann nur noch im Bedarfsfall in kritischen Situationen, die vom nichtärztlichen Personal vor Ort nicht mehr bewältigt werden können, zur Unterstützung sekundär hinzugezogen werden. Dadurch geht kostbare Behandlungszeit verloren und am Ende entscheiden gerade diese Minuten über die Überlebenschance vieler Notfallpatienten.
Zudem ist völlig unklar, wie Notärztinnen und Notärzte künftig ihre herausragende Expertise für die Bewältigung solch außergewöhnlicher Notfallsituationen erwerben bzw. erhalten sollen, wenn die bisherigen Notarztstrukturen abgeschafft werden.
Durch die vorgeschlagenen Maßnahmen wird leichtfertig die hohe Qualität in der Notfallversorgung in Deutschland aufs Spiel gesetzt. BDA und DGAI lehnen die Substitution ärztlicher Leistungen in der Notfallmedizin deshalb kategorisch ab.
Gerne bringen sich BDA und DGAI jedoch in einen Prozess zur Weiterqualifikation nicht-ärztlichen Fachpersonals in der Notfallmedizin im Sinne einer qualifizierten Delegation ein. Damit kann das eingesetzte Fachpersonal aus Sicht von DGAI und BDA mit definierten und regelmäßig zu schulenden Kompetenzen unter der Verantwortung des zuständigen ärztlichen Leiters ausgestattet werden. Diese ärztlich delegierten Maßnahmen sind regional übergreifend zu definieren, um einheitliche Versorgungsstrategien zu ermöglichen. DGAI und BDA bieten auch hier ihre Expertise und Unterstützung im Reformprozess an.